"Sexistische Vorfälle haben deutlich zugenommen"

Bei der diesjährigen Frauenbildungswoche der IG Metall Nordhessen wurde klar, dass sexistische Vorfälle in Metall-Betrieben deutlich zugenommen haben. "Die Teilnehmerinnen haben viel mehr konkrete Beispiele berichtet als in den Vorjahren", sagt IG Metall-Sekretärin Anja Neumann. Der Eindruck eines negativen Trends verfestigte sich später bei einer weiteren Bildungswoche mit rund 40 aktiven Metallerinnen.

Die Bandbreite der Verfehlungen geht von Sprüchen über vermeintlich mangelnde fachliche Fähigkeiten von Frauen über das Propagieren überholter Geschlechterrollen bis hin zu sexualisierten Herabwürdigungen und tätlichen Übergriffen, etwa unerwünschten Berührungen bei Betriebsfesten. "Ich bin wirklich schockiert, was für manche Frauen betriebliche Realität ist", sagt Gewerkschaftssekretärin Anja Neumann. "Offenbar hat die Polarisierung der gesellschaftlichen Debatten auch negative Folgen für Frauen."

Unterstützungsangebote fehlen oft

Sexistische Sprüche können den Arbeitsalltag von Frauen erheblich beeinträchtigen. "Besonders dann, wenn im Betrieb Unterstützungsstrukturen fehlen", sagt Anja Neumann. Idealerweise sollte ein Betriebsrat nicht nur vorhanden sein, sondern auch weibliche Ansprechpersonen benennen, an die sich Frauen wenden können. "Das ist ganz klar nicht überall der Fall", räumt Neumann ein. Die für das Thema in der IG Metall Nordhessen zuständige Gewerkschaftssekretärin will deshalb gemeinsam mit betrieblichen Akteurinnen Veränderungen anstoßen. "Und mir ist wichtig, dass betroffene Frauen sich jederzeit an mich wenden können", sagt sie. Alle Mitglieder sind zudem herzlich eingeladen, gemeinsam mit der IG Metall über notwendige Veränderungen zu diskutieren und aktiv zu werden. 

Was tun gegen Sexismus im Betrieb?

Kurze und prägnante Tipps für den Umgang mit Sexismus zu geben findet Anja Neumann schwierig, denn "die richtige Reaktion und die Wahl der Mittel sind von der konkreten Situation abhängig, und es kommt auch auf die Bedürfnisse der jeweiligen Frau an." Relativ einfach seien hingegen die Tipps für Männer: "Hört Frauen zu,  nehmt sie als gleichberechtigte Kolleginnen ernst und achtet auf eure Sprache", empfiehlt Neumann. "Außerdem gilt: wenn eine Kollegin signalisiert, dass sie eine Annäherung nicht wünscht, ist das in jedem Fall zu respektieren!". Die Gewerkschafterin wünscht sich zudem, dass Männer aktiv für betroffene Kolleginnen einstehen und deutlich machen, dass sie Sexismus nicht tolerieren.