Für die rund 700 Beschäftigten des Landmaschinenherstellers Weidemann in Korbach gelten ab sofort wieder die Tarifverträge der IG Metall. Der Wacker-Neuson-Konzern, zu dem Weidemann gehört, hat in letzter Minute im Tarifstreit mit der Gewerkschaft eingelenkt. Das Ende Januar erzielte Tarifergebnis kann damit nun doch in Kraft treten. Die IG Metall-Mitglieder bei Weidemann stimmten am Donnerstagnachmittag in einer kurzfristig einberufenen Mitgliederversammlung dem Ergebnis zu.
Auch an drei anderen Standorden in Deutschland gab es solche Abstimmungen. Damit sind in letzter Sekunde die unmittelbar bevorstehenden Urabstimmungen über Erzwingungsstreiks abgewendet worden. "Das ist ein großer Erfolg für die Belegschaft von Weidemann und ein Beweis dafür, dass es sich lohnt, gemeinsam gegen Tarifflucht zu kämpfen", sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Oliver Dietzel, am Donnerstag in Korbach. Der Arbeitgeber profitiere seinerseits davon, dass es nicht zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden durch einen Streik komme.
Bei Wacker Neuson gilt künftig grundsätzlich der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Beim Thema Arbeitszeit ist die IG Metall dem Unternehmen entgegengekommen und hat für zwei Wochenstunden eine an das EBIT gekoppelte Bezahlung vereinbart. Ab dem Jahr 2027 entfällt auch diese Abweichung. Nach der Tarifflucht von Wacker Neuson im Herbst 2022 hatte die IG Metall das Unternehmen zu Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag aufgefordert. Nach mehreren Verhandlungen und auch Warnstreiks im Rahmen der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie haben sich die IG Metall und das Unternehmen Ende Januar schließlich auf einen neuen Anerkennungstarifvertrag geeinigt. Von diesem war das Unternehmen wenige Tage später überraschend wieder zurückgetreten, bevor es nun doch eingelenkt hat.
Zum Hintergrund
2009 hatte die IG Metall in wirtschaftlich schwieriger Lage mit Wacker Neuson Ergänzungstarifverträge abgeschlossen, mit denen die Beschäftigten auf Geld verzichteten, um einen Beitrag zur Genesung des Unternehmens zu leisten. Inzwischen geht es Wacker Neuson mit teilweise zweistelligen EBIT-Margen wieder sehr gut. Deshalb hat die IG Metall im Sommer 2022 die Ergänzungstarifverträge gekündigt. Daraufhin hat das Unternehmen den wieder in Kraft getretenen und am Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie orientierten Anerkennungstarifvertrag gekündigt. Mit diesem Schritt flüchtete Wacker Neuson komplett aus der Tarifbindung.